Ich hatte einen sehr strengen Klavierlehrer. Er wollte mich weiterbringen, mich auf immer höhere Level heben und ließ mich immer schwierigere Stücke üben. Ich war faul und hatte nie Lust zu üben. Es machte mir einfach kaum Spaß. Mit mir selbst war ich immer sehr ungeduldig. Wenn ich etwas nicht sofort konnte, war es nicht gut. So blieb ich irgendwann hängen. Ich kam nicht weiter und hörte schließlich auf. Eigentlich liebte ich das Instrument immer. Wann immer ich in ein Musikgeschäft kam, zog es mich zu den Tasten. Aber ich wusste, ich hatte keinen Spaß am Spielen.
Nach sehr vielen Jahren habe ich mir nun ein Piano gekauft, denn dem Gefühl nach ist jetzt die Zeit, wieder mit der Musik zu beginnen. Aber nur für mich. Für mich allein. Doch was macht mich musikalisch eigentlich aus? Der erste Moment am Klavier brachte alles zurück. Ich spielte ein Stück und sofort kam die Blockade. Es war nicht schnell genug, nicht gut genug. Ich muss mehr üben. Ich will aber nicht üben. Es macht mir keinen Spaß.
Ich kenne Stefan schon sehr lange und wir machen auch schon lange Musik zusammen. Seine Methode klingt seltsam – zugegeben. Ich war skeptisch, obwohl ich ihn gut kenne und um sein Können auch weiß. Zwar habe ich verstanden was er sagt, aber nicht wirklich geglaubt dass es funktioniert.
In meiner ersten Online-Stunde hatte ich nun zum ersten Mal das Gefühl, am Klavier frei zu sein. Warum? Weil es keine Fehler gibt. Das ist wohl die erste Lektion der Übungsmethode. Es gibt kein falsches Spielen. Es gibt keine Noten, die man falsch lesen und falsch spielen könnte. Ich muss mich nicht hinsetzen und ein Stück stupide üben, die Notenabfolgen hunderte Male wiederholen um sie dann endlich spielen zu können. Musik ist Fluss. Musik ist Freiheit. Musik ist innere Harmonie, nicht äußere Harmonie. Ich kann ein Stück erlernen und auch nachspielen, aber jetzt kann ich auch die musikalische Freiheit spüren und meine eigenen Gefühle fließen lassen. Denn es gibt keine falschen Töne. Es gibt keine falschen Melodien. Es gibt nur Entwicklung.