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Musizieren heilsam

Was? Musik machen heilt? Ich hatte jahrelang Klavierunterricht – und der hat mich eher krank gemacht! Zwei grundlegende Fehler in Lernprozessen führen zu dieser negativen Erfahrung vieler Menschen.

Musizieren nach Zettel (Noten) und Regeln verwehrt einem die wohltuende und heilende Wirkung von Musik. Man lernt zwar das Abarbeiten vorgegebener Strukturen. Sprich: Ohne zu hinterfragen das zu tun, was einem der Vorgesetzte (Klavierlehrer oder die Noten) sagt. Selbst Emotionen werden in vom Notenblatt oder Lehrer vorgegebener Abfolge ausgedrückt.

Aber Kreativität, Körperbewusstsein, eigenes Gefühl – also der eigene Ausdruck der Persönlichkeit – entwickeln sich hierbei nicht.

Außerdem gibt es einen weiteren Faktor, der uns daran hindert, auf natürliche Weise zu lernen: Wir beschäftigen beim Musik machen den Kopf zusätzlich, beispielsweise damit, die Noten zu lesen. Damit schalten wir das Bewusstsein vor den körperlichen Lernprozess – und das ist äußerst hinderlich.

Singen oder das Spielen eines Instruments sind in erster Linie körperliche Erfahrungen. Wie das Erlernen des Laufens auch. Wir lernen unseren Kindern kein Ballett, bevor sie die ersten Schritte gemacht haben. Beim Musizieren gehen wir aber sofort in die Kunstform. Darum haben so viele Menschen das Gefühl, sie brauchen Talent, um zu musizieren. Schon beim zwanglosen Probieren und Erforschen werden Perfektion und Fehlerlosigkeit erwartet. Aber eine Pirouette zu tanzen, bevor man laufen gelernt hat – das braucht definitiv Talent und ist mit Sicherheit nicht heilsam.